Dorothee Erpenstein, Geschäftsführerin des FFF Bayern, über die Herausforderungen der Pandemie

„Film und Fernsehen sind wichtig für das soziale Miteinander. Sie ermöglichen uns den Austausch darüber, was uns bewegt, und sind unverzichtbar. Das Kino ist eine Säule im kulturellen Miteinander, es ist ein Kulturort.“ Dorothee Erpenstein, Geschäftsführerin des FilmFernsehFonds Bayern (FFF Bayern) und Referentin beim Online-Club-Abend des Medien-Clubs München e.V. am 24. November, macht gleich in den ersten Sätzen ihres Vortrags klar, welche Bedeutung Film und TV haben. Ihr Thema: „Der FFF Bayern und die bayerische Förderung 2021 – besondere Herausforderungen in Corona-Zeiten“.

Die Auswirkungen der Pandemie sind nach Erpensteins Worten erheblich und ihre Folgen schwer vorhersehbar. Kontinuität sei wichtig, sagt sie beinahe beschwörend. Eine Prognose wolle sie aber nicht wagen. Wichtig sei, dass es beim üblichen Zusammenspiel bleibe. Das Modell der Kinostarts habe sich bewährt, wenngleich die Debatte über Alternativen im Gang sei. Dass schon jetzt einige Produktionen statt 2022 auf 2023 verschoben werden, zeige, wie schwierig die Lage sei.

Apropos schwierige Lage: Dorothee Erpenstein macht das an einer einzigen Zahl fest. Demnach sind die Umsätze in der Filmbranche 2021 im Vergleich zu 2019 um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Es brauche die Rückflüsse aus dem Verleih, denn dies seien die Mittel für die künftige Förderung. „Wir haben nach wie vor eine gute Ausstattung“, betont sie, aber die Rückflüsse fielen geringer aus. Demgegenüber gebe es Kostensteigerungen auf allen Ebenen. So seien die Drehbedingungen erschwert durch die coronabedingten Ein- und Ausreisebestimmungen. Auch sei der Zugang zu Motiven eingeschränkt. Im öffentlichen Bereich seien die Drehgenehmigungen durch die Pandemie erschwert. Hinzu komme noch der Fachkräftemangel. Der FFF Bayern, so seine Geschäftsführerin, versuche wie bisher, die Balance zu wahren, indem er Projekte mit Zugkraft stärke und zugleich die Vielfalt erhalten wolle.

Zusätzlich verlangten neue Themen Aufmerksamkeit. So haben Diversität in der öffentlichen Wahrnehmung an Bedeutung gewonnen. Film und Fernsehen bildeten schon immer die gesellschaftliche Realität ab, jedoch nicht in jedem Projekt. Es bestehe Handlungsbedarf. Verpflichtende Checks und auch Quoten würden diskutiert. Eingriffe in die Freiheit der Kunst müssten aber vermieden werden.

Längst sei auch das Thema Nachhaltigkeit in der Branche angekommen, wie sie am Stichwort „Fördertourismus“ zeigte. Niemand wolle ihn, aber manche Finanzierung sei nur durch verschiedene Förderungen zu stemmen. Fördertourismus könne nur durch höhere Mittel vermieden werden. Green Filming werde durch den FFF Bayern unterstützt. Eine entsprechende IHK-Fortbildung gebe es nur in Bayern. In der von Udo Hahn, Vorstandsvorsitzender des Medien-Clubs München, moderierten Diskussion geht es in vielen Fragen und Kommentaren um das Thema Nachhaltigkeit: Reicht eine verpflichtende Selbstauskunft? Wie lassen sich einheitliche Kriterien definieren? Und wie kann vermieden werden, dass Produktionen mit kleinen Budgets benachteiligt werden?