Europa darf nach den Worten des ehemaligen BR-Intendanten Ulrich Wilhelm nicht zu einer „digitalen Kolonie“ werden. In einer Veranstaltung des Medien-Clubs München e.V. in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Tutzing bekräftigte er am Dienstagabend (21. September) in Tutzing das Konzept der digitalen Souveränität Europas. Wilhelm ist einer der Initiatoren dieses Vorhabens. Es sieht die Schaffung eines digitalen Ökosystems vor, das europäischen Werten folgt und auf demokratische Kontrolle setzt. Es handele sich um Daseinsvorsorge, für die der Staat zuständig sei. Bemühungen lediglich um eine Regulierung der den Mark beherrschenden Kräfte reichten seiner Meinung nach nicht aus. „Wenn der demokratische Meinungsbildungsprozess immer mehr im Netz stattfindet, muss die entsprechende Infrastruktur als öffentliches Gut ausgestaltet sein“, so Wilhelm in seiner Keynote. Obwohl Europa sich aktuell nicht so präsentiere, sei er dennoch zuversichtlich, dass dieser große Wurf gelingen könne. Die Bereitschaft in Deutschland und weiteren Staaten wertete er als ermutigend.
In der Diskussion hat Ulrich Wilhelm den Medien-Club München ermutigt, sich verstärkt in den konzeptionellen Diskurs einzubringen. Dazu gehöre etwa die Frage, welche Art von Medien- und Kommunikationsräumen eine offene, pluralistische, wertebasierte, demokratische Gesellschaft brauche und wie diese geschützt werden könnten. Darüber hinaus könne der Medien-Club einen Beitrag leisten, dass die Vielfalt der Kulturangebote auch auf europäischer Ebene sichtbar bleibt.
